Geologischer Überblick des Moselschiefergebiets
Das Rheinische Schiefergebirge war zur Unterdevon-Zeit (vor ca. 450 Mio. Jahren) ein Meeresraum, der durch lange Schwellenzüge mit mehr sandiger Sedimentation (z. B. sandige Siegenfazies) und Senkungsräume (Tröge), die vorwiegend von tonigen Sedimentmassen (heute Tonschiefer, z. T. Dachschiefer) aufgefüllt wurden, gegliedert wird. Im N des heutigen Schiefergebirgsrandes lag der Old-Red-Kontinent als ausgedehntes Festland.
Die Ablagerung des Moselschiefers (Dachschieferzone) am NW-Rand des sogenannten “Moselgrabens” (DITTMAR 1996, einer der o. g. Tröge) erfolgte bis zur oberen Siegenzeit. Die Beckenbildung verstärkte sich noch zur Emszeit, zeitgleich mit einer Öffnung des Lizard-Gießen-Ostharz-Ozeans, der S des heutigen Schiefergebirges vermutet wird.
Im Oberdevon setzt dann die nach SE gerichtete Subduktion der ozeanischen Kruste ein, mit dem entsprechenden aktiven Plattenrand. Im höheren Unterkarbon kollidiert der südliche Mikrokontinent (so genannte Mitteldeutsche Schwelle) mit dem N gelegenen rhenohercynischen Becken, die bis zum Oberkarbon zur Faltung und Durchschieferung der rhenohercynischen Zone führte. Heute geht man allgemein davon aus, dass die sedimentären Abfolgen von der kontinentalen Unterlage abgeschert wurden und mehrere Deckeneinheiten bilden, wie z. B. die Hunsrückdecke und der N davon gelegene Schuppenfächer der Moselmulde einschließlich des Moselschiefer-Bereichs. Die tektonischen Strukturen im Bereich des Moselschiefer-Bergbaues gehören zum unteren Teil des ganzen Deckenstapels bzw. einer großräumigen Duplexstruktur an. Die ursprünglich noch vorhandenen weiteren Deckensysteme (Lizard-Gießen-Harz-Decken) sind heute erodiert. Diese ehemalige tektonische Überlagerung ergibt sich aber aus dem Metamorphosegrad des heute anstehenden Dachschiefers.
Die varistisch gefalteten Gesteine des Unterdevons bilden im Exkursionsraum den Sockel. Sie werden von tertiären und quartären Vulkaniten und Pyroklastika sowie überwiegend fluviatilen Sedimenten des Pleistozäns und Holozäns überlagert.
Die Dachschieferabfolge, die landläufig als “Moselschiefer” bezeichnet wird (Vergleiche Moselschiefer-Begriff) wird von der Mayener Aufschiebung als beherrschende Struktur im tektonischen Kartenbild N Mayen begrenzt. Diese Aufschiebung ist ein Pendant der Siegener Hauptaufschiebung. Sie trennt die Siegen-Schichten von vorwiegend sandiger Fazies im Bereich des Eifeler Hauptsattels im N von den meist tonigen Abfolgen im Bereich der Moselmulde. Südlich der Mayener Aufschiebung gliedert sich das Unterdevon in die liegenden Mayen-Schichten und eine Abfolge mit Dachschiefern, die von verschiedenen Bearbeitern unterschiedlich benannt wurden. Dabei wurden z. B. die Tonschiefer reicheren Zonen im unmittelbaren Hangenden der Mayen-Schichten von MEYER (1965) genannt (im Nettetal ca. 550 m mächtig), überlagert von den sandigeren Augustenthal-Schichten und Leutesdorf-Schichten schließlich den wieder mehr tonigen Rüscheid-Schichten. Diese Dreigliederung entspricht ungefähr der Dreigliederung für das Rheinprofil. Der Moselschiefer (hier gleichbedeutend mit dem Formationsnamen Leutesdorf-Schichten) gehört zur Siegen-Stufe. Die “Moselschiefer-Serie” ist stratigraphisch älter als die Hunsrückschiefer-Formation oder die Kauber Schichten, der die Dachschieferlagerstätten des Hunsrücks (Bundenbach, Gemünden, Altlay) und des Taunus (Nauroth, Weisel, Kaub) zugeordnet werden.
Die heutigen und früheren Dachschiefer- Abbauzonen sind in der Stratigraphischen Tabelle in Blautönen dargestellt. Nicht alle Lagerstätten-Zonen durften den Namen Moselschiefer führen.
Die ehemaligen Schiefer-Bergwerke Charlotte (neuer Besucherstollen!) im Flaumbachtal/Hunsrück, Mosella bei Lütz und Antoniusstein bei Kattenes bauten Serien des Oberams (bis Mitteldevon) als Dachschiefer ab. Die dort aufgeschlossenen Flaser-Schiefer und Kieselgallen-Schiefer wurden trotz geographischer Nähe zur Mosel lagerstättendkundlich nicht als ?Moselschiefer? sondern meist als “Hunsrücker Schiefer” bezeichnet.
Im Besucher-Bergwerk unter der Genoveva-Burg, dem Deutschen Schiefer-Bergwerk, wurde dagegen nie Dachschiefer abgebaut. Die dortigen Stollenanlagen sind in den Mayen-Schichten, dem geologisch Liegenden der Moselschiefer-Folge, angelegt.
Nach moderner geotektonischer Ansicht geht man auch im Moselschiefer-Profil des Nettetales von einer Deckentektonik aus. Die rückrotierte Schuppentektonik bildet sich auch in der Spezialtektonik der Dachschieferfolge ab. WAGNER & HOPPEN (1995) gehen davon aus, dass es sich bei den verschiedenen Schieferzonen am Katzenberg, am Mosellaschacht und an Margareta um die tektonische Wiederholung ein und derselben Dachschieferzone handelt.
Durch Überschiebungen verursacht, wiederholt sich Moselschiefer-Zone dreimal
Dabei ist offensichtlich das Schieferlager selbst ein günstiger “Abscherhorizont” innerhalb der Abfolge (Überschiebungsbahnen schneiden das Lager immer im Liegenden ab). Gerade in der Nähe der Über-/Aufschiebungen ist eine Faltung und eine Zerscherung besonders auffällig, die auch die Dachschiefer-Eigenschaften letztlich begünstigen.
Vor rund 450 Millionen Jahren lag das heutige Mayen mitten in einem Urzeitlichen Meer. Tonschlamm-Ablagerungen am Meeresboden bildeten die Basis für den späteren Moselschiefer. In diesen Ablagerungen finden sich aber auch versteinerte Spuren vom Leben vor Millionen von Jahren. Bei der vorliegenden Abhandlung über die Fossilien im Moselschiefer wird aufgezeigt, welche fossile Schätze im hiesigen Schiefervorkommen zu finden sind.